Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Jahre ich zufriedener Dropbox-Kunde war. Der einst geniale Dienst, der den Austausch großer Dateien per E-Mail oder USB-Sticks unnötig macht und die damit verbundenen Probleme lösen sollte. Eine lange Zeit gelöst hat.
Hervorragende Clients für Windows, macOS und iOS, perfekt in die jeweiligen Betriebssysteme integriert. Ein schnelles Web-Frontend, das funktionierte und weitere Probleme adressierte, wie das finden von Versionen oder das Wiederherstellen gelöschter Dateien. Das Teilen war so einfach und ging auch für Computer-Laien schnell von der Hand. Die Synchronisation über WAN oder auch LAN war wirklich schnell und effizient. Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, dass auf irgendeiner Plattform ich jemals eine Synchronisationsprobleme bekommen habe, außer dass offline auf zwei Geräten die selbe Datei bearbeitet wurde und dann der Konflikt natürlich manuell gelöst werden muss. Es gab großzügig bemessenen, kostenlose Speicher, einfach erweiterbar durch Sharing. Dass das nicht ewig so weitergehen könnte war abzusehen.
Doch dann benahm sich die einstige Vorzeigefirma merkwürdig. Integration von Produkten die ich (niemand?) brauchte, wie Paper. Beschränkung der Anzahl der Geräte, erst je Plattform, dann nur noch drei insgesamt. In Zeiten, da Google Drive, Microsoft OneDrive oder Apple iCloud immer besser und preiswerter wurden, wurde Dropbox teurer. Gieriger. Dann kamen sie auf die glorreiche Idee, einen funktionierenden im Hintergrund laufenden Service in den Vordergrund zu drängen und mir (allen?) auf die Nerven zu gehen. Speziell auf dem Mac. Ein Security-Problem hier (Admin-Rechte bei der Mac-Installation), eins da (verlorene Passworte) machten mich nicht glücklicher.
Zeitgleich wurde Dropbox bei uns in der Firma geblockt. Zunächst konnte man mit einer Ausnahmegenehmigung noch weiterhin auf den Dienst vollumfänglich zugreifen, dann wurden die Windows-Clients verboten und nur noch der Web-Client war zugänglich. Das ist nicht das Selbe.
Steve Jobs, der dereinst mal Dropbox übernehmen wollte, bevor mit me und später mit iCloud eigene Synchronisationsdienste entwickelt und vermarktet wurden, sagte ja mal, dass Dropbox ein Feature und kein Produkt sei. Das stimmt heute mehr als damals.
iCloud. Da wir viele Apple-Geräte haben, haben wir auch einen 200 GB iCloud-Speicherplan abonniert. Speicherplan, lustiges Wort. Fotos, Videos, iMessage-Konversationen, iPhone- und iPad-Backups und ein paar Dateien lagen da schon eine Weile. Es lag nahe, das eine Gigabyte an Dropbox-Daten auch dort abzulegen. Seit man in iCloud auch Ordner leicht teilen kann, umso mehr.
Natürlich ist in der Firma iCloud vollständig geblockt, so dass das nicht universell ist. Für die Familie super, zum Arbeiten leider nicht. Also bin ich vorläufig bei Dropbox geblieben.
OneDrive. In der Firma benutzen wir seit der Einführung von Windows 10 und Office 2016 auch OneDrive. For Business. Nicht, dass das jemand verwechselt. Ist ja auch total sinnvoll, dass man unterschiedliche Versionen von Software und Lizenz hat. Nicht. Aber das ist eine andere Geschichte. Zunächst war es zwar auf allen Geräten installiert und freigeschaltet, sollte aber in Deutschland nicht verwendet werden. Wegen der Sicherheit. Das hat sich mittlerweile geändert, es gilt sogar als Infrastruktur, so dass es von allen in jedem Kontext verwendet werden kann.
Kind #1 hatte sich zum Abitur ein iPad gewünscht. Und zu seiner/ihrer Überraschung auch bekommen. Moderne iPads sind über 10 Zoll groß, also muss man eine Microsoft Office Lizenz haben, um mit Office-Produkten arbeiten zu können. Und die sind nach wie vor der defacto Standard. Ich dar zwar meine HUP-Lizenz auf genügend vielen Geräte verwenden, aber das ist eine, wie soll ich sagen, interessante User-Experience. Alle sehen in der RED-List alle Dokumente, die auf allen Geräten bearbeitet worden sind, ob man darauf zugreifen kann, oder nicht. Auch die aus der Firma. Ein Schelm wer böses dabei denkt.
Also nach langer Zeit mal wieder privat eine Lizenz von Microsoft gekauft. Microsoft 365 Family a.k.a. Office 365. Sechs Personen aus der Familie können alle Office-Produkte ein Jahr lang nutzen und bekommen noch jeweils 1 TB OneDrive-Onlinespeicher dazu. Für € 60,—. Und wenn man das Jahr über die Augen offen hält, dann kann man für ca. € 30,— verlängern. Preislich fair. Dass ich das mal über Microsoft sagen würde…?
Man kann auf privaten oder gemischt genutzten Geräten sowohl das private OneDrive als auch das dienstliche OneDrive for Business parallel verwenden. Lange Rede, kurzer Sinn, also alle Dateien aus der Dropbox in das private OneDrive verschoben.
Fertig. Leider nicht.
Ich hatte, wie gesagt, nie irgendwelche Probleme mit der Synchronisation bei Dropbox. Auch nicht bei iCloud. Bei OneDrive gab es initial hunderte: „Die Datei kann nicht hochgeladen werden, weil es Probleme bei einer anderen Datei gibt. Sobald dieses Problem gelöst wurde, wird die Datei hochgeladen.“ Leider werden nur die ersten 100 Probleme angezeigt. Also alle mal anschauen, um eine Datei, die selber Probleme macht, zu finden. Ah, eine gefunden. Da ist ein Slash „/“ im Dateinamen. Komisch, macht unter Dropbox keine Probleme. Ach, Dropbox löst solche Inkompatibilitäten einfach selber. Unter Windows fehlt einfach der Slash, Dropbox weiß aber trotzdem, dass die Datei die selbe ist, wie die mit Slash im Web oder auf dem Mac.
Kurz gegoogelt:
Der Dateiname enthält unzulässige Zeichen. Ändern Sie den Namen so, dass er nicht mit einem Leerzeichen beginnt oder endet, nicht mit einem Punkt endet und keines dieser Zeichen enthält: / \ < > : * “ ? |
und
Diese Namen sind für Dateien oder Ordner nicht zulässig: AUX, PRN, NUL, CON, COM0, COM1, COM2, COM3, COM4, COM5, COM6, COM7, COM8, COM9, LPT0, LPT1, LPT2, LPT3, LPT4, LPT5, LPT6, LPT7, LPT8, LPT9
Windows kann m. W. seit Version 95 mit Leerzeichen als Anfang des Dateinamens umgehen. Wie gesagt, mit Dropbox kein Problem unter Windows. iCloud gegengetestet, auch kein Problem unter Windows. Warum kann OneDrive das nicht?
Natürlich habe ich einige Ordnernamen mit vorangestellten Leerzeichen verwendet, um entsprechende Sortierungen zu erreichen. Muss ich jetzt halt Unterstriche verwenden. Unzulässige Namen hatte ich keine, und auch nur sieben Dateien mit unzulässigen Zeichen. einmal Slash und sechsmal Anführungszeichen.
Noch schnell die Änderungen auf dem Datensicherungsmedium nachvollzogen, damit es keine doppelten Dateien und Ordner gibt. Jetzt ist alles gut.
Noch nicht ganz.
Auf unserem alten MacBook Pro von Ende 2011 war noch macOS 10.11 El Capitan installiert. Möp. OneDrive benötigt mindestens 10.12 Sierra. Noch mal gegoogelt. Puh, man kann Sierra installieren. Warum habe ich das eigentlich nie gemacht?
Also schnell das Sierra Installer-Package heruntergeladen (2 Minuten), zwei Datensicherungen auf externen Platten gemacht (jeweils 1 Stunde), dann noch mal die iPhoto-Library (Fotomediathek, über 20 Jahre Familienfotos, Galerien, Diashows und Videos) auf das NAS kopiert…auf das NAS kopiert…auf das NAS kopiert…wie bitte, das soll 30 Tage dauern? Für 240 GB? Echt jetzt? Abgebrochen. Dann noch mal eine dritte Datensicherung auf das NAS gemacht, doppelt kontrolliert, dass die iPhoto-Library auch in allen Datensicherungen enthalten ist.
Die Installation war in einer guten halben Stunde durch. Dann noch einmal durch den brennenden Patch-Ring springen (fast eine Stunde).
Fertig!
Soeben habe ich Dropbox überall deinstalliert. Der Drop ist gelutscht.
