Ich bin mal wieder mit der Bahn gefahren. Um genau zu sein, mit dem ICE von Frankfurt nach Düsseldorf. Das war ein moderner, sehr sauberer Zug mit ausgesprochen freundlichem Personal. Und man ist mit dem ICE nur halb so lange unterwegs, als wenn ich mit dem Auto fahren würde. Und komfortabel und umweltfreundlich ist es auch noch.
Ich habe mich (zum ersten Mal) mit der Bahn-App selbst an meinem Sitzplatz eingecheckt, wie Nico Rosberg im Werbespot. Die App hat mir auch schon, bevor ich zu Hause mit der S-Bahn Richtung Frankfurt Hauptbahnhof losgefahren bin, darauf hingewiesen, dass der Zug wohl 4 Minuten Verspätung haben würde.
Soweit, alles in Ordnung.
Dann habe ich eben, um 8:49 h, eine E-Mail von der Bahn auf mein iPhone bekommen. Sie wurde um 8:48 h abgesendet und über das Wifi-on-ICE-WLAN ist das echt schnell. Nur der Inhalt der E-Mail, der erstaunt mich.
Ermittelte Abweichung zum Zeitpunkt des Mail-Versands um 08:48 Uhr: Verspätung bei der Abfahrt von 5 Minuten.
Hm, ich sitze also im Zug, bin „eingecheckt“ und erfahre nach einer Dreiviertelstunde, dass dieser Zug fünf Minuten zu spät losgefahren ist. Dass die Bahn es nicht hinbekommt, ihr Eincheck-Status mit dem Verspätungsalarm zu koppeln, ist schade, aber erwartungsgemäß. Die Information als solche ist zum Zeitpunkt einfach vollkommen sinnlos.
Update 15:51 h:
Jetzt stimmt etwas mit meiner Rückfahrt nicht.
Ermittelte Abweichung zum Zeitpunkt des Mail-Versands um 15:51 Uhr: Zugausfall oder Ausfall eines Haltes.
Was bedeutet das? Der Zug fährt. Er ist sogar pünktlich. Er hält nur nicht in Düsseldorf. Da ich mit meinem Termin soweit durch bin fahre ich mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof. Der freundliche junge Mann am Infoschalter vor den Gleisen weiß auch nichts genaueres. Am Gleis: Niemand. Am Gegengleis steht ein RE nach Köln, der nächste Halt meines ICEs. Kurzer Check des Fahrplans. Das könnte klappen. Ich steige ein und gehe die Treppe nach oben. Bekomme sogar noch einen Sitzplatz. Ich sitze. Aber der Zug fährt nicht ab. Wenn er nicht bald fährt, dann ist „mein“ ICE in Köln schon weg. Weil: Er ist ja pünktlich, bestimmt weil er nicht in Düsseldorf hält. Ich werde nervös und gehe zur Tür. Die ist zwar schon zu, aber lässt mich doch noch aussteigen. Kaum bin ich ausgestiegen fährt der RE ab. Ich denke, dass das niemals gereicht hätte.
Mittlerweile gibt es eine Anzeige, dass der Halt entfällt. Und sogar eine Durchsage mit einer nachvollziehbaren Erklärung: Auf der Strecke nach Düsseldorf wurde ein Blindgänger gefunden und der Zug musste umgeleitet werden.
Der freundliche Durchsagende empfiehlt auf den nächsten ICE nach Frankfurt (17:07 statt 16:51 h) zu warten. Das klingt doch gar nicht so schlecht.
Da mit mir zusammen einige Dutzend Menschen auf dem Gleis stehen versuche ich mir einen Sitzplatz in dem Zug zu reservieren. Oh, vom iPhone aus kann man nicht das Firmen-Deutsche-Bahn-Online-Portal aufrufen. Egal, nehme ich halt das „normale“. Da kann ich keinen Sitzplatz ohne Ticket reservieren. Also ich jedenfalls nicht. Kurz meine Kollegin Bärbel angerufen, die resit viel mit der Bahn und kennt sich aus. Sie sagt mir, dass man in der Bahn-App die Reservierung umtauschen kann. Das ist ja toll. Der Punkt ist ein bisschen versteckt und ich weiß auch nicht, ob ich das jemals wiederfinde, aber es scheint zu gehen.
Danke Bärbel.
Leider geht es jetzt nicht mehr, da der Zug schon fast da ist. Frischen Mutes steige ich mit den Dutzenden andere Fahrgäste (gefühlt sind keine weiteren für diesen Zug gekommen) ein und suche mir ein Plätzchen. Der Zug ist da wo ich bin gar nicht so voll. Ich finde sogar noch einen Platz, der gar nicht reserviert ist.
Puh, das ist ja noch mal ganz gut gegangen.
Wobei ich jetzt erst bemerke, warum der Zug wohl nicht so voll ist. Statt 18:31 werde ich voraussichtlich erst um 19:33 h in Frankfurt ankommen. Der spätere ICE ist bereits um 18:48 h da.
Update 21. Februar 2019:
Meine Kollegin Katrin hat mir gerade erklärt, dass man bei Verspätungen von über einer Stunde Geld zurück bekommen kann. Gerade das Formular ausgefüllt und an die Bahn per Post geschickt.
Update 4. März 2019:
Die Bahn hat mir unter dem Betreff „DB Vertrieb GmbH
V14882426 Ihr Fahrgastrechtsfall / Bahnreise am 12.02.2019 / Reisender: Richert, Sven“ € 39,45 erstattet. Das sind 14 % des Gesamtfahrpreises. Ich hätte jetzt mit 25 % der Hälfte des Hin- und Rückfahrtspreises gerechnet, was dann 12,5 % sein müssten.
—Ihre Rechte als unser FahrgastAb 60 Minuten Verspätung am Zielbahnhof der Fahrkarte erhalten Fahrgäste eine Entschädigung von 25% des gezahlten Fahrpreises für die einfache Fahrt, ab 120 Minuten Verspätung 50 %.
Bei Fahrkarten für Hin und Rückfahrt, die auf einer Fahrkarte abgebildet sind, wird die Entschädigung auf der Grundlage des halben entrichteten Fahrpreises berechnet.
Update 6. März 2019:
Ah, jetzt, ja. Sie haben mir 12,5 % des Fahrpreises erstattet zuzüglich der Reservierung, die dann hinfällig geworden ist.
